6. Propsteigebäude
Das Gebäude der Propstei ist das wichtigste Zeugnis der barocken Umgestaltung der Klosteranlage zu Beginn des 18. Jhdts. und demonstriert den Repräsentationswillen der adeligen Pröpste.
Neben der mittelalterlichen Kirche ist die barocke Propstei – die Residenz des Propstes – das größte Gebäude der Klosteranlage. Sie wurde unter Propst Elbert von Kückelsheim (1693-1750) vermutlich nach Plänen von Gottfried Laurenz Pictorius durch den Lippstädter Baumeister Nikolaus Wurmstich 1705/07 errichtet. Sehenswert im Inneren sind das hinter dem Hauptportal gelegene Vestibül mit Porträtgemälden von Päpsten, Bischöfen und Pröpsten, der Kapitelsaal, in dem standesamtliche Trauungen, gelegentlich auch Konzerte, Lesungen oder Vorträge stattfinden, und das Klostermuseum („Museum in der Kellnerei“). Dieses ist über den Osteingang und die dahinter liegende Klosterküche zu erreichen; es zeigt Dokumente und Kunstwerke aus der Geschichte des Klosters.
Zu Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die mittelalterliche Klosteranlage durch einen repräsentativen Neubau der Propstei großzügig nach Süden und Westen erweitert. Bauherr war Propst Elbert von Kückelsheim (1693-1750). Der Bauplan dürfte auf Gottfried Laurenz Pictorius zurückgehen, den damals führenden Architekten des Fürstbistums Münster. Ausgeführt wurden die Bauarbeiten in den Jahren 1705 bis 1707 von Meister Nikolaus Wurmstich aus Lippstadt. Die Bauabnahme erfolgte durch Lambert Friedrich Corfey 1708.
Die Propstei weist zur Hofseite über dem verputzten hohen Sockelgeschoss mit schmalen Kellerfenstern in beiden Stockwerken je 17, zur Gartenseite je 16 Fenster auf. Die Sandsteinlaibungen der Fenster und die ebenfalls durch Sandsteinquader betonten Ecken des Gebäudes kontrastieren mit der dunkleren Ziegelfassade. Auf der Hofseite zieht der hervortretende, dreiachsige Mittelrisalit den Blick an; sein Dreiecksgiebel ragt über die Traufe hinaus. Über dem Hauptportal nennt eine Tafel den Namen des Erbauers Elbert von Kückelsheim zu Grönenberg und seine Titel: Propst von Clarholz, Archidiakon von Clarholz, Beelen und Lette, Landstand der Herrschaft Rheda. Darüber halten zwei Löwen sein Wappen.
Durch das Hauptportal betritt man im Inneren das Vestibül. Es ist als schmaler, quergelagerter Flur ausgebildet und erstreckt sich über die fünf mittleren Achsen der Hofseite. Nach rechts hin lag das Appartement des Propstes mit Kapelle, Gesellschaftsraum, Stube, Schlafzimmer und Garderobe. Nach links hin liegt der Festsaal, der die gesamte Haustiefe in Anspruch nimmt und sich über drei Fensterachsen erstreckt. Daran schlossen zwei Speisesäle an, der erste für Propst und Konvent, der zweite für die Bediensteten des Klosters. Letzterer war über eine Innentreppe mit der tiefer gelegenen Küche und so mit dem Konventshaus verbunden. Ganz im Osten befand sich die „Kellnerei“, der Dienst- und Arbeitsraum des Zellerars mit dessen Schlafzimmer. Der Zellerar war jener Angehörige des Konventes, der für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Klosters verantwortlich war. Ganz im Westen des Gebäudes, über die rechte Außentreppe erreichbar, lag die „Schreyberey“, also das Dienstzimmer des Klostersekretärs, gleichfalls mit einem eigenen Vorraum und einer Schlafkammer. Die Inhaber dieses Amtes waren Laien. Zuletzt wirkte hier der Jurist Carl Bernard Joseph Temme, der Vater des großen westfälischen Demokraten Jodokus Temme (1798-1881).
Alle Räume im Inneren des Hauses haben Stuckbalkendecken („Kölner Decke“). Den Festsaal, der dem Konvent im 18. Jahrhundert auch als Kapitelsaal diente, schmückt eine florale Ausmalung. Hier finden heute standesamtliche Trauungen, gelegentlich auch Konzerte, Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen statt.
Durch den Osteingang und die dahinter liegende Küche ist das „Museum in der Kellnerei“ zu erreichen. Es zeigt Dokumente und Kunstwerke aus der Geschichte des Prämonstatenserklosters Clarholz.