7. Zehntscheune
Als Zehntscheune wurde ein Lagerhaus zur Annahme und Aufbewahrung der Naturalsteuer Zehnt bezeichnet.
In der längsgeteilten Zehntscheune wurde im 18. Jhdt. in der vorderen östlichen Hälfte noch ungedroschenes Getreide zwischengelagert, das vom Kloster als zehnte Garben auf den Feldern von 23 Höfen in Greffen und Vohren eingesammelt wurde. Dieses Getreide hat man im Herbst/Winter im nicht mehr vorhandenen Hornviehhaus ausgedroschen und auf den Kornböden des Klosters gespeichert, ehe es zur Mühle nach Hüttinghausen gefahren wurde. Alles andere Getreide, das viele Abgabepflichtige dem Kloster schuldeten, wurde in gedroschener Form als Sackzehnt vom Kloster abgeholt oder als Pacht zum Kloster gebracht. Der zur Gräfte hin gelegene Teil des Gebäudes wurde als Schafstall genutzt. Der Fachwerkbau wurde 1759 von Propst Leopold von Rübel errichtet. Nach grundlegender Renovierung dient er seit 1988 als Bildungs-und Begegnungsstätte.
Die Zehntscheune wurde im Jahre 1759 – also mitten im Siebenjährigen Krieg – durch den damaligen Propst Leopold von Rübel (1750-1763) errichtet. Er war der älteste Sohn eines gräflich-lippischen Landrates und der Sophia Charlotte Louise von Haxthausen, Erbin von Haus Aussel (bei Wiedenbrück). Das stattliche Fachwerkgebäude mit Krüppelwalmdach ist innen längs geteilt. Auf seine doppelte Funktion weisen die lateinischen Inschriften in den beiden Torbögen auf der Nordseite hin. Auf dem zum Wirtschaftshof hin gelegenen Balken liest man: „Zahlt die Zehnten und vernachlässigt sie nicht!“ Hier wurden die Garbenzehnten zwischengelagert, die das Kloster von 23 zehntpflichtigen Bauern in Greffen und Vohren einsammelte. Zur Gräfte hin diente der Bau als Schafstall. Entsprechend heißt es: „Propst Leopold L(udwig) von Rübel hat mich für seine Schafe erbaut.“ Beide Inschriften enthalten ein Chronogramm; die als römische Zahlen gelesenen großen lateinischen Buchstaben ergeben jeweils das Jahr 1759. An einen Umbau im Jahre 1793 erinnert diese Jahreszahl in einem Torbogen auf der Südseite.
Im Jahre 1786 waren dem Kloster Clarholz 248 bäuerliche und kleinbäuerliche Güter (Erben und Kotten) abgabenpflichtig. Davon lagen 107 im Kirchspiel Clarholz, 86 in Lette, sechs in Herzebrock und 49 in Gemeinden des Fürstbistums Münster (Ahlen, Beelen, Beckum, Ennigerloh, Münster, Oelde, Ostenfelde, Vellern und Warendorf). Daneben gab es zahlreiche andere pacht-, zehnt- und zinspflichtige Häuser, Höfe, Kotten und Personen, die zu den Einnahmen des Klosters beitrugen. In biblischer Zeit war der Zehnte eine Abgabe aus dem bäuerlichen Jahresertrag und dem Viehbestand an den Jerusalemer Tempel und an die Priester und Leviten, die kein Land als Versorgungsgrundlage besaßen. Theologisch brachte die Abgabe des Zehnten das Bekenntnis zum Ausdruck, dass das Land und sein Ertrag Gott gehören und ihm allein die Fruchtbarkeit der Erde zu verdanken ist.
Seit einer gründlichen Renovierung im Jahre 1988 erfüllt die Zehntscheune einen neuen Zweck: Während die zur Gräfte hin gelegene Seite zeitweise eine kleine Kindertagesstätte beherbergt, dienen die andere Hälfte und das Dachgeschoss als Bildungs- und Begegnungsstätte für zahlreiche Clarholzer Vereine und für die Angebote der Volkshochschule Reckenberg-Ems. Im großen oberen Raum wird auch eine Dokumentation der kommunalen Geschichte der bis 1969 selbständigen Gemeinde Clarholz gezeigt.