Geschichte und Zahlen

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...wie alles anfing: Prämonstratenser und Kanonissen

In beiden Ortsteilen prägen die alten Klosteranlagen die Ortszentren. Herzebrock wurde im Jahre 860 erstmalig bei der Klostergründung als Kanonissenstift genannt. Die Witwe Waldburg des sächsischen Edlings Ekhard stiftete dieses älteste Frauenkloster in der damaligen Diözese Osnabrück.

ehemaliges Kloster Herzebrock mit Kirche St. Christina

Im Jahre 976 erhielt das Kloster Herzebrock von Kaiser Otto II. das Privileg der Immunität sowie der freien Äbtissinnen- und Vogtwahl; das Kloster bekam eine eigene Gerichtsbarkeit. 1209 wurde das Kanonissenstift in ein Benediktinerinnenkloster umgewandelt. Clarholz wird in den ältesten Urkunden aus dem Jahre 1133 bei der Gründung eines Prämonstratenserklosters erwähnt. Diese Klostergründung wurde 1134 von Kaiser Lothar III. und 1146 von Papst Eugen III. urkundlich bestätigt. Bischof Arnold von Osnabrück kam 1175 in Begleitung des Domkapitels nach Clarholz, bestätigte die dortige Stiftsgründung und übertrug dem dortigen Chorherrn und ersten Propst Ermward (1133-1184) die Seelsorge im fortan eigenständigen Kirchspiel Clarholz.

Ehemaliges Kloster Clarholz

Die Edelherren zu Lippe - schon im Besitz der Vogtei über Marienfeld - erwarben zwischen 1271 und 1297 auch die Vogtei über Clarholz und Herzebrock. Auf dieser Basis bildeten sie eine Landesherrschaft um die Burg Rheda aus, die sogenannte Niedergrafschaft Lippe. Diese kam 1364 an den Grafen von Tecklenburg und 1557 durch Erbgang an die Grafen von Bentheim. Als "Landesstände" vertraten die Klöster das Land dem gräflichen Hause gegenüber. Während 1695 in Herzebrock mit dem Neubau eines recht bescheidenen zweigeschossigen Klosters begonnen wurde, ließ das Stift Clarholz 1705/1706 durch den Lippstädter Baumeister Nikolaus Wurmstich einen repräsentativen Neubau der Propstei errichten.

In der Säkularisation 1803 - der Enteignung kirchlichen Eigentums durch den Staat - wurden diese beiden Klöster aufgehoben.

  • Geschichtlicher Überblick Herzebrock

    • 860              Gründung des Kanonissenstifts Herzebrock
    • um 900       Schenkung einer Relique der Hl. Christina an das Stift Herzebrock
    • 976              Verleihung von Immunität und Gerichtshoheit durch Kaiser Otto II.
    • 1069            Verlegung des Stiftes nach Osnabrück und Umwandlung in ein Kloster scheitern
    • 1208            Umwandlung des Kanonissenstiftes in ein Benediktinerinnenkloster
    • 1419            Genehmigung eines Ablasses für die Wallfahrt zu der Reliquie der Hl. Christina
    • 1459            Beginn der Erneuerung des Klosterlebens
    • 1467            Beitritt des Klosters zur Bursfelder Kongregation
    • 1475            Eingliederung der Pfarrei Herzebrock in das Kloster
    • 1543            Reformation der Kirchengemeinde
    • 1547            Rückkehr zum katholischen Gottesdienst
    • ab 1695      Errichtung von neuen, barocken Klostergebäuden
    • 1803            Säkularisation durch Graf Moritz Casimir II. von Bentheim-Tecklenburg
  • Geschichtlicher Überblick Clarholz

    • 1133            Stiftung von Clarholz und Lette als Doppelkloster durch Rudolf Steinfurt
    • 1134            Bestätigung der Stiftung durch Kaiser Lothar III.
    • 1146            Schutzerklärung von Papst Eugen III. Erwänung des ersten Propstes Ermward
    • 1175            Weihe der Stiftskirche durch Bischof Arnold von Osnabrück
    • 1231            Schutzerklärung durch Papst Gregor IX.
    • 1296            Verleihung der Vogteirechte an Graf Simon von Lippe
    • 1320/30      Umbau der Stiftskirche zu einer gotischen Hallenkirche
    • 1439/49      Reform des Klosterlebens nach dem Basler Konzil
    • 1540/48      Scheitern von Versuchen zur Durchsetzung der Refomation
    • um 1550     Auflösung des Nonnenklosters in Lette
    • 1625/65      Annahme der Reformen des Trienter Konzils
    • nach 1700  Bau der barocken Porpstei und weiterer Klostergebäude unter Propst Elbert von Kückelsheim
    • 1803            Säkularisation durch Graf Moritz Casimir II. von Bentheim-Tecklenburg
  • Chronologie der Neugliederung

    Im Zuge der Kommunalreform wurde am 1. Januar 1970 die neue Gemeinde Herzebrock, das heutige Herzebrock-Clarholz, gebildet.

    12. Mai 1967 - Lette
    Der Gemeinderat befasst sich mit einem Vorschlag des Stadtdirektors von Oelde, die Gemeinde Lette nach Oelde einzugemeinden. Nach langer Diskussion wird der Plan einstimmig abgelehnt.

    7. Juni 1968 - Lette
    Auf einer vom Ortsverein der SPD veranstalteten Bürgerversammlung werden starke Sympathien der Letter Bevölkerung für ein Zusammengehen mit Oelde deutlich.

    1. Juli 1968 - Lette
    Der Gemeinderat beschließt, seinen Beschluss vom 12. Mai 1967 gegen eine Eingemeindung nach Oelde, aufzuheben. In einer anschließenden Bürgerversammlung werden erneut starke Tendenzen für ein Zusammengehen mit Oelde deutlich.

    5. Juli 1968 - Herzebrock
    Oberkreisdirektor Hans Scheele stellt im Gemeinderat seinen Vorschlag zur Neugliederung vor. Dieser ist bereit, kleineren Gebietskorrekturen an der Grenze zu Rheda zuzustimmen, sofern eine Einigung über Entschädigungen erreicht wird.

    8. Juli 1968 - Clarholz
    Oberkreisdirektor Hans Scheele stellt im Gemeinderat seinen Vorschlag zur Neugliederung vor. Der Rat spricht sich nachdrücklich für die Selbständigkeit von Clarholz und gegen eine Zuordnung von Lette nach Oelde aus.

    2. August 1968 - Herzebrock
    Einstimmig spricht sich der Gemeinderat gegen eine kommunale Neugliederung des Amtes Herzebrock aus.

    9. August 1968 - Clarholz
    Wie eine Woche zuvor der Gemeinderat von Herzebrock, lehnt auch der Clarholzer Rat jede kommunale Neugliederung ab.

    11. August 1968 - Lette
    In Lette findet eine Bürgerabstimmung zur kommunalen Neugliederung statt. Bei einer Wahlbeteiligung von 66,9% sprachen sich 638 Personen (=78,0%) für Oelde und nur 176 Personen (=21,5%) für Herzebrock und Clarholz aus.

    12. August 1968 - Lette
    Der Gemeinderat entscheidet sich unter dem Eindruck des Ergebnisses der Bürgerbefragung mit 7 gegen 3 Stimmen für ein Zusammengehen mit Oelde. Der Bürgermeister Heinrich Spliethoff (Lette) stellt sein Amt zur Verfügung.

    Januar 1969 - Düsseldorf
    Das Innenministerium des Landes NRW legt den Vorschlag zur Neugliederung des Kreises Wiedenbrück vor. Entsprechend des Bürgervotums in Lette ist die Zuordnung der Gemeinde zur Stadt Oelde vorgesehen.

    31. Januar 1969 - Clarholz
    Nach einer ersten Diskussion des Neugliederungsvorschlags des Innenministeriums lehnt der Gemeinderat jede Stellungnahme ab, da sich die Amtsverfassung bewährt habe.

    7. Februar 1969 - Herzebrock
    Der Gemeinderat lehnt den Neugliederungvorschlag des Innenministeriums ab, weil sich die Amtsverfassung bewährt habe. Zu kleineren Gebietskorrekturen erklärt er seine grundsätzliche Zustimmung.

    20. Februar 1969 - Clarholz
    Der Gemeinderat stimmt "unter dem Druck der Gesamtentwicklung" einer Eingliederung von Clarholz in eine größere Gemeinde zu, lehnt aber den Zusammenschluss nur mit Herzebrock ab. Wenigstens Lette, möglicherweise aber auch Beelen müssten in die Großgemeinde einbezogen werden, deren Zentrum dann in der Ortsmitte liegen solle.

    7. März 1969 - Wiedenbrück/Herzebrock
    In einer Verfügung erlässt der Oberkreisdirektor des Kreises Wiedenbrück nähere Bestimmungen über den Zusammenschluss von Herzebrock und Clarholz zu einer Gemeinde. Zugleich hält der Gemeinderat von Herzebrock an seiner, die Neuordnung ablehnenden, Haltung fest und bekräftigt, dass nur ein Zusammenschluss aller drei Gemeinden des Amtes Herzebrock in Frage komme. Die Verfügung des Oberkreisdirektors wird "mit Empörung" zur Kenntnis genommen.

    12. März 1969 - Lette
    Mit 8 gegen 4 Stimmen beschließt der Gemeinderat den Gebietsänderungsvertrag mit der Stadt Oelde und bestätigt damit sein Votum für ein Zusammengehen mit Oelde. Im Vorfeld der Sitzung wird ein Flugblatt des Clarholzer Gemeinderates "An alle Haushaltungen" verteilt, mit dem die Clarholzer Gemeindevertreter auf die Entscheidung Einfluss zu nehmen versuchen.

    13. März 1969 - Clarholz
    Auch der hiesige Gemeinderat bekräftigt seine Position zur kommunalen Neugliederung. Den Gebietsänderungsvertrag, den die Gemeinde Lette mit der Stadt Oelde am Tag zuvor abgeschlossen hat, lehnt der Gemeinderat ab.

    24. März 1969 - Herzebrock/Oelde
    Zwischen den Gemeinden Herzebrock und Kirchspiel Oelde wird ein Gebietsänderungsvertrag geschlossen. Diese sieht vor, dass vom 1. Januar 1970 an die Ortschaft Möhler zur Gemeinde Herzebrock gehören soll.

    April 1969 - Lette
    Der Gemeinderat beschließt einstimmig, dass die Kinder aus Lette künftig die Hauptschule in der Gemeinde besuchen sollen, zu der Lette politisch gehört. Damit wird der Clarholzer Hauptschule eine Absage erteilt.

    14. April 1969 - Herzebrock
    Die Amtsvertretung spricht sich für die Bildung einer Großgemeinde aus Herzebrock, Clarholz und Lette aus.

    Ende August 1969 - Lette
    Nach langem Tauziehen entscheiden sich zu Beginn des Schuljahres die Eltern von 52 Kindern für die Clarholzer und nur 44 für die Oelder Hauptschule.

    16. September 1969 - Lette
    Erneut debattiert der Gemeinderat über die Neugliederung, weil die Auseinandersetzung um die Schulfrage als Stimmungswandel interpretiert wird. Nachdem sechs Gemeinderäte die Sitzung unter Protest verlassen haben, revidiert das Gremium mit 7 Stimmen bei einer Enthaltung seine bisherige Pro-Oelde-Haltung und spricht sich für ein Zusammengehen mit Herzebrock und Clarholz aus.

    26. November 1969 - Düsseldorf
    Im Landtag wird das Wiedenbrück-Gesetz beschlossen. Während Herzebrock und Clarholz künftig eine Gemeinde bilden sollen, wird Lette entsprechend dem Bürgervotum vom August 1968 der Stadt Oelde zugeordnet.

    1. Januar 1970 - Herzebrock
    Die Gemeinden Herzebrock und Clarholz werden zu einer Großgemeinde mit dem Namen Herzebrock zusammengeschlossen. In diese wird auch die Ortschaft Möhler integriert. Kleinere Flächen der alten Gemeinde Herzebrock fallen an Rheda. Die Gemeinde Lette sowie ein kleiner Teil der Gemeinde Clarholz werden nach Oelde eingemeindet.

    1983 - Gemeinde Herzebrock, Ortsteil Clarholz
    In Clarholz wird, gemeinsam mit Lette, das 850-jährige Jubiläum des Prämonstratenserklosters begangen. Eine Bürgerinitiative beginnt Aktivitäten mit dem Ziel, eine Änderung des Gemeindenamens in Herzebrock-Clarholz zu erreichen.

    26. April 1985 - Herzebrock-Clarholz
    In einem Festakt überreicht Innenminister Herbert Schnoor die offizielle Bestätigung der Änderung des Gemeindenamens. Seither heißt die Gemeinde entsprechend der Zweipoligkeit Herzebrock-Clarholz.

Zahlen von heute

Verschaffen Sie sich hier einen Überblick über die wichtigsten Daten und Fakten der Gemeinde. 

  • Gemeindegebiet

    Gesamtfläche
    79,28 km²
        davon Landwirtschaftsfläche
    57,41 km²
        davon  Waldfläche
    9,67 km²
    Länge der Gemeindegrenze
    48,2 km
    Nord-Süd-Ausdehnung
    11,5 km
    Ost-West-Ausdehnung
    11,6 km
    Höhe über dem Meer
    62 - 80 m            
  • Bevölkerung (27. Februar 2024)

    Einwohner gesamt              
    17.002  
        Ortsteil Herzebrock
    10.612
        Ortsteil Clarholz
    6.390


    römisch-katholisch
    7.871
    evangelisch
    2.497
    sonstige
    6.634
  • Schulen (Schuljahr 2024/2025)

    Grundschulen
    3
    Gesamtschulen
    1
    Gesamtschülerzahl
    1.378   
    Primarbereich
    635
    Sekundarstufe I
    644
    Sekundarstufe II
    99
  • Kinder- und Jugendbetreuung

    Kindergärten (2020/2021)
    8    
        Betreuungsplätze
    ca. 600            
    Jugendhäuser
    2
  • Sport

    Sportplätze                         
    6                     
    Sporthallen
    6
    Hallenbäder
    2
    Tennisplätze
    13
    Tennishallen
    1
    Reithallen
    4
    Schießstände
    3